4. TruckScout24-Branchenmonitor
18 Mai, 2009
Gedämpfte Stimmung am Markt für gebrauchte Nutzfahrzeuge
Die Wirtschaftskrise macht sich auch beim Handel für gebrauchte Nutzfahrzeuge bemerkbar. Nur noch rund 10 Prozent der Händler beurteilen die wirtschaftliche Situation des eigenen Unternehmens gut bis sehr gut. Mehr als die Hälfte der Befragten rechnen mit Absatzrückgängen von mehr als 10 Prozent. Auch die wirtschaftlichen Aussichten bis zum Jahresende sind nicht sehr optimistisch. So prognostizieren 81 Prozent der Händler für das Gesamtjahr 2009 einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Dies ist das Ergebnis des 4. TruckScout24-Branchenmonitors, an dem im April bundesweit 177 Nutzfahrzeughändler teilgenommen haben.
Das schwache Nachfrageklima hat bereits heute sichtbare Auswirkungen auf die Preisentwicklung der Fahrzeuge. So gehen nur noch rund ein Fünftel der Fahrzeughändler von stabilen oder steigenden Fahrzeugpreisen aus – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent. Treibende Kraft hinter der Verschlechterung des Konjunkturklimas ist eine stark gesunkene Auslandsnachfrage. Demnach sehen über 60 Prozent der befragten Händler beim Fahrzeugexport einen Rückgang von mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während es bei der Inlandsnachfrage nur 36 Prozent sind. Die schlechte Exportbilanz wiegt umso schwerer, als die überwiegende Mehrheit der Händler auf die Einnahmen aus dem Auslandsgeschäft angewiesen ist.
Bereits 2008 erste Krisensignale
Beim Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr ergibt sich ein differenziertes Bild. So haben sich bei 45 Prozent die positiven wirtschaftlichen Erwartungen erfüllt und nur 17 Prozent der Händler zeigten sich enttäuscht vom Verlauf des vergangenen Jahres. Jedoch hat die schwierige wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen bereits im vergangenen Jahr ihren Ausgang genommen. So konnten nur 32 Prozent der Händler im Vorjahr von stabilen oder gestiegenen Absatzzahlen profitieren.
Rund 70 Prozent des Handels hatte demgegenüber gerade im zweiten Halbjahr bereits mit sinkenden Fahrzeugverkäufen zu kämpfen. Zahlreiche Händler profitieren jedoch bis heute von den Verkaufsrekorden aus den Vorjahren. Trotz einer pessimistischen Marktbewertung sehen mehr als die Hälfte der Händler die wirtschaftliche Situation des eigenen Unternehmens als stabil an. Und es gibt auch kritische Stimmen. So muss es nach Meinung zahlreicher Händler jedem klar gewesen sein, dass „die Boomjahre 2006-2008 unrealistisch und unhaltbar gewesen sind“.
Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme
Als wichtigste Ursachen für die aktuelle Situation sehen die Händler eine starke Kaufzurückhaltung im Zuge der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise. Gerade aus den dynamischen Exportmärkten Osteuropas, die in den vergangenen Jahren traditionell für Wachstum gesorgt haben, kommen kaum Kaufsignale. Gleichzeitig gibt es ein Überangebot an Fahrzeugen, das auf die Fahrzeugpreise drückt.
Zudem müssen auch die Händler massive Abschreibungen vornehmen, da sie viele Fahrzeuge weit unter den hohen Einkaufspreisen des Vorjahres abgeben müssen. Zahlreiche Händler befinden sich aktuell auch deshalb in Schwierigkeiten, weil die Banken bei der Kreditvergabe äußerst restriktiv verfahren und umfangreiche Bonitätsnachweise verlangen. Die zurückhaltende Kreditvergabe schränkt zusätzlich die Finanzierungsmöglichkeiten bei den Kunden stark ein.
Der Gesetzgeber ist gefordert
Es gibt auch laute Kritik an der zunehmenden Regelungswut in Deutschland und Europa. So lassen sich wegen der gestiegenen Emissionsanforderungen ältere Fahrzeuge in Europa kaum noch verkaufen. Gerade Russland ist durch seine hohen Importzölle als wichtiger Absatzmarkt nicht mehr attraktiv.
Und der Handel spürt täglich die Verunsicherung bei den Kunden durch immer neue Abgasnormen, erhöhte Mautgebühren, gestiegene Steuerlasten und die falsche Verteilung von Fördermitteln beispielsweise bei der Abwrackprämie. Hier ist in der aktuellen Situation der Gesetzgeber gefordert. So komme es nach Meinung des Handels eher darauf an, kleine und mittelständische Speditionen aktiv zu fördern und finanziell zu entlasten, um auch beim Handel für gebrauchte Nutzfahrzeuge wieder für eine Nachfragebelebung zu sorgen.
Rückwirkungen auf die Vermarktung der Fahrzeuge
Von der Absatzkrise bleiben auch die Vermarktungsaktivitäten der Unternehmen nicht verschont. Zwar planen die Hälfe der Unternehmen kaum Veränderungen bei den Werbeausgaben oder wollen diese im Krisenjahr sogar steigern, vor allem im Bereich der Online-Vermarktung und beim persönlichen Verkaufsgespräch.
37 Prozent der Unternehmen rechnen jedoch mit sinkenden Werbeausgaben. Zum Vergleich: Im Vorjahr planten nur knapp 10 Prozent eine Reduzierung ihrer Werbebudgets. Hier sind vor allem das klassische Anzeigengeschäft betroffen, aber auch Messen und Sonderaktionen wie beispielsweise Hausmessen oder Tag der offenen Tür. Aber auch die Vermarktung über Online-Marktplätze wird bei einigen Unternehmen eingeschränkt. www.autoscout24.de